Mathias Bertram

Publizist und Buchgestalter

AUSGEWÄHLTE FOTOBÜCHER

 

 

Konrad Hoffmeister:

Von Panik keine Spur.

Berlin-Fotografien 1958–1961.

Herausgegeben von Mathias Bertram.

Leipzig: Lehmstedt, 2015. (Info)

Konrad Hoffmeister hat das Leben im Osten der Sektorenstadt Berlin in Bilder gefasst, wie wir sie bisher nicht kannten. Die Fotografien erzählen von einer Stadt, durch die die Front des Kalten Krieges verläuft, deren Bewohner sich aber längst daran gewöhnt haben, Spielball der Weltmächte zu sein. Die Menschen wollen sich beim Wiederaufbau des bürgerlichen Lebens nicht mehr aus der Ruhe bringen lassen und rechnen offenkundig nicht mit dem bitteren Ende des Mauerbaus. Hoffmeister, der sich schon früh von den Praktiken des SED-Regimes wie von der Freiheitsideologie des Westens distanzierte, mied hierbei alle Posen. Seine Bilder verdanken sich allein präziser Beobachtung, wachem politischem Gespür, einem fast schon ethnologischen Interesse an seinen Mitmenschen und einer gehörigen Portion Humor.

 

Der amerikanische Maler, Bildhauer und Fotograf Will McBride kam 1955 als Student nach Berlin. Er war fasziniert von der Lebendigkeit der Stadt, die ihm bis zum Mauerbau ungeachtet aller Konflikte den Aufbruch in eine neue Zeit zu verkörpern schien. Mit der Kamera in der Hand erforschte er ihre ungleichen, damals noch verbundenen Hälften und beobachtete die intensiven Anstrengungen des Wiederauf-baus. Zugleich schuf er durch Authentizität, Intimität und Dynamik bestechende Fotografien vom Aufbruch einer neuen Generation, die sich hier von überkomme-nen Zwängen zu befreien suchte und einen neuen, freieren Lebensstil entwickelte. Dabei verstand sich Will McBride keineswegs als strenger Dokumentarist, sondern als gestaltender Bildkünstler, der eigene Erfahrungen ins Bild setzen möchte.

Will McBride:

Berlin im Aufbruch

Fotografien 1956–1963.

Herausgegeben von Mathias Bertram.

Mit einem Vorwort von Hans-Michael Koetzle

Leipzig: Lehmstedt, 2013. (Info)

Für viele mag die DDR inzwischen ein Land aus grauer Vorzeit sein – für andere ist sie ein immer noch naher Ort der Erinnerung, weil sie »vor Zeiten« hier aufgewachsen sind oder hier prägende Jahre ihres Lebens verbracht haben. Harald Hauswald hat mit seinen markanten Schwarz­weiß-Fotografien diese Erinnerung bereits nachhaltig mitgeprägt. Der Band verknüpft nun rund 100 der schönsten und eindrücklichsten Aufnahmen aus seinem publizierten Œuvre mit ebenso vielen Fotografien aus seinem Archiv, die zuvor noch nie zu sehen waren. Gemeinsam zeichnen sie ein dichtes Bild des Lebens in der DDR, jenseits aller Parolen, voller Anteilnahme und Sympathie mit den Leuten, die ihr Leben unter oft schwierigen Verhältnissen bewältigten, zugleich aber voller Ironie gegenüber ­einem Staatwesen, dem er von Anfang an kritisch gegenüber stand.

Harald Hauswald:

Vor Zeiten. Alltag im Osten

Fotografien 1976–1990.

Herausgegeben von Mathias Bertram.

Leipzig: Lehmstedt, 2013. (Info)

Harald Hauswald verdankt seinen Ruf ungeschönten und eindringlichen Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Um so mehr erstaunt, dass er – bedingt durch seine »illegale« Arbeit für westliche Medien – schon in den letzten Jahren der DDR mehrere tausend Farbaufnahmen machte. Wie die Fotografien nun erkennen lassen, erweist er sich dabei nicht nur einmal mehr als genauer, oft sarkastischer Chronist des Alltags, sondern auch als ein bislang kaum wahrgenommener Meister der ­Farb­­kom­­po­sition. Die stimmungsvollen Bilder vergegenwärtigen die »Welt von gestern« stärker und intensiver als die vertrauten Aufnahmen in Schwarz und Weiß, lassen sie aber gerade dadurch auch fremder und ferner denn je erscheinen.

Harald Hauswald:

Ferner Osten. Die letzten Jahre der DDR

Fotografien 1986–1990.

Herausgegeben von Mathias Bertram.

Mit einem Vorwort von Christoph Dieckmann.

Leipzig: Lehmstedt, 2013. (Info)

Gundula Schulze Eldowy:

Der große und der kleine Schritt.

Fotografien 1982–1990.

Redaktion: Mathias Bertram.

Leipzig: Lehmstedt, 2012. (Info)

Das Thema dieses tabulosen Fotobuches ist die Entfremdung des Menschen in der modernen Zivilisation. Die gesellschaftliche Krise der DDR in den achtziger Jahren bildet dabei nur den sozialen Hintergrund.  Gundula Schulze Eldowy zeigt den Menschen als von Beginn an leidendes, bedrohtes Wesen, das durch die Zwänge und Regeln der Gesellschaft gehindert wird, zu sich zu finden, und das selbst Gewalt ausübt. Lichte Momente des Lebens setzen die nötigen Kontrapunkte, sind aber selten in dieser Hadeswanderung durch Kreißsaal, Krankenhaus und Pflegeheim, durch Fabrikhalle und Schlachthof, Tanzschule und Opernball. Dabei korrespondieren der äußere Zerfall der Städte mit der beobachteten Verhärtung des Menschen und die erhoffte innere Transformation des Einzelnen mit der politischen Selbstbefreiung der DDR-Gesellschaft.

Vierzehn Jahre lang, von 1987 bis 1990, durchstreifte Gundula Schulze Eldowy das alte Ostberlin, fixierte mit ihrer Kamera die Narben, die der Krieg in der Stadt und ihren Bewohnern hinterlassen hatte, und hielt in ihren Bildern die letzten Spuren des im Untergang begriffenen alten Berliner Milieus fest. Ihre Berlin-Serie, aber auch die anderen Bild-Zyklen dieser Zeit lassen niemanden gleichgültig. Sie begeistern oder sie verstören. Denn die Künstlerin bewegte sich in einem Milieu, dessen Existenz offiziell verleugnet wurde und wandte den Blick nicht ab, wenn sie Armut, Elend, Verzweiflung und Einsamkeit begegnete. Ihre Tabubrüche sind aber nie Selbstzweck, sondern dienen der Annäherung an menschliche Tragödien. Ihre erregenden Bilder gingen in den letzten 20 Jahren um die ganze Welt, nun erschienen sie erstmals gesammelt in einem opulenten Bildband.

Gundula Schulze Eldowy:

Berlin in einer Hunde­­nacht

Fotografien 1969–1990.

Redaktion: Mathias Bertram

Leipzig: Lehmstedt, 2012. (Info)

 

 

Christian Schulz:

Die wilden Achtziger

Fotografien aus Westberlin

Mit einem Vorwort von Arno Widmann

Leipzig: Lehmstedt, 2015. (Info)

Wie ein Magnet zog West-Berlin im Jahr-zehnt von Helmut Kohl, Margret Thatcher und Ronald Reagan junge Leute an, die aus der westdeutschen Wohlstandsgesellschaft fliehen wollten. Hier, in der hoch subventio-nierten, aber immer noch von den Proviso-rien der Nachkriegszeit gezeichneten Frontstadt des Kalten Krieges fanden sie einen Raum, in dem sich alternative Lebensformen entfalten konnten. Die Hausbesetzerszene blühte, die Punkkultur war auf dem Vormarsch, politischer Protest und Straßenfest waren oft kaum zu unter-scheiden. Christian Schulz hat diese vom Fall der Mauer jäh beendeten wilden Jahre als Fotograf miterlebt. Seine oft hinter-gründigen Fotografien erzählen vom Alltag, von Demonstrationen, Konzerten und Bällen, und erinnern an Rio Reiser, Ideal, Quentin Crisp und andere legendäre Akteure jener Zeit.

 

Fritz Eschen:

Berlin unterm Notdach.

Fotografien 1945–1955.

Herausgegeben von Mathias Bertram

und Jens Bove im Auftrag der Deutschen Fotothek.

Leipzig: Lehmstedt, 2010. (Info)

 

Fritz Eschen, der in der Weimarer Republik als Pressefotograf begonnen hatte, als Jude aber ab 1938 nicht einmal mehr einen Fotoapparat besitzen durfte, überlebte die NS-Zeit nur knapp. Sofort nach der Befreiung im Mai 1945 griff Eschen wieder zur Kamera und dokumentierte in beklemmenden Bildern seine zerstörte Heimatstadt Berlin und das Elend der Überlebenden. Vor allem aber widmete er sich dem allmählichen Erwachen des wirtschaftlichen und kulturellen Lebens, den Lebensverhältnissen der einfachen Leute und dem Beginn des Wiederaufbaus. In einem großen Bogen, der von den rauchversengten Häuserruinen des Mai 1945 bis zu den ersten Zeugnissen des Wirtschaftswunders in den fünfziger Jahren  reicht, erzählen Eschens Bilder die Geschichte einer Stadt, deren Überlebenswillen durch nichts zu brechen war.

Fritz Eschen:

Köpfe des Jahrhunderts.

Fotografien 1932–1964.

Herausgegeben von Mathias Bertram

und Jens Bove im Auftrag der Deutschen Fotothek.

Leipzig: Lehmstedt, 2011. (Info)

 

 

 

Fritz Eschen gehörte zu den bedeutendsten deutschen Porträtfotografien der dreißiger bis fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Seine Fotografien versuchen den Porträtierten nahe zu kommen und verdanken sich meist längeren, intensiven Begegnungen. Im Laufe von drei Jahrzehnten porträtierte er knapp 1000 Persönlichkeiten – Politiker und Naturwissenschaftler, Schriftsteller und Historiker, Maler und Musiker, Schauspieler und Opernsänger, Unternehmer und Architekten. Aus dem umfangreichen Nachlass, der in der Deutschen Fotothek Dresden aufbewahrt wird, haben die Herausgeber eine repräsentative Auswahl getroffen. Mehr als 50 Jahre nach der ersten und einzigen Buchpublikation von Eschens »Köpfen« machte der Band das zu Unrecht in Vergessenheit geratene Porträtwerk des Berliner Fotografen erstmals wieder zugänglich.

Bernd Heyden:

Berlin – Ecke Prenzlauer

Fotografien 1966–1980

Herausgegeben von Mathias Bertram

in Zusammenarbeit mit dem Bildarchiv

Preußischer Kulturbesitz

Leipzig: Lehmstedt, 2008. (Info)

 

Der frühverstorbene Berliner Fotograf Bernd Heyden (1940-1984) hatte ein sicheres Gespür für die heiteren, poetischen und melancholischen Mo­­mente des Alltags. In intensiven, klar komponierten Bildern hielt er vor allem das Leben der kleinen Leute im Prenz­lauer Berg fest, in dem er selbst von Kindheit an gelebt hatte. Schornsteinfeger, Straßenkehrer, Kohlenhändler, Leichenträger, Fleischer, Pudelzüchter, Lum­pensammler und Stehgeiger gehörten ebenso zu den von ihm Fotografierten wie die Alten, Gebrechlichen und Gestrandeten, die hier lebten, und wie die lustigen, die trau­rigen und die frechen Kinder, für die das verfallende Mietskasernenviertel ein riesiger Abenteuerspielplatz war. Der aufwendig gedruckte Bildband zeigte erstmals einen repräsentativen Querschnitt durch das weithin unbekannte Werk Heydens.

Bernd Heyden:

Auf der Rennbahn. Fotografien 1966-1972

Herausgegeben von Mathias Bertram

in Zusammenarbeit mit der Bildagentur bpk

Leipzig: Lehmstedt, 2009. (Info)

 

 

Begonnen hat Bernd Heyden sein außer­gewöhn­liches fotografisches Werk mit Aufnahmen von den Rennbahnen im Berliner Osten. Mit seiner Kamera fuhr er ab 1966 immer wieder zur Galopprennbahn nach Hoppegarten und zur Trabrennbahn nach Karlshorst, wo seine Prenzlauer Berger und die übrigen Ostberliner ihrer Wettleidenschaft frönten. Was er hier vorfand und in eindringliche Bilder bannte, war eine ungewohnt rauhe Welt der Glücks­jäger, Jockeys und Wettkönige, die noch in der Kultur der Vor- und Nachkriegszeit wurzelte und sich den Diktaten des Sozialismus zu entziehen schien. Nicht umsonst erinnern viele Bilder an Szenen aus amerikanischen Spielfilmen der vierziger Jahre.

 

Christian Borcherts legendäre Familien-porträts sind oft ausgestellt, aber immer nur in schmaler Auswahl publiziert worden. Hier können sie erstmals im Zusammenhang betrachtet und studiert werden. Auf einzelne Fotografien aus den siebziger Jahren, die Borcherts wachsendes Interesse an Thema und Genre belegen, folgen Aufnahmen aus dem Jahr 1983, in dem der gewissenhafte Chronist mehr als 80 Familien in ihrem heimischen Umfeld porträtierte. Mimik, Gestik, Habitus, Kleidung, Ambiente sowie ergänzende Angaben zu den ausgeübten Berufen charakterisieren Familien unterschiedlichster sozialer Milieus und laden zu Vergleichen ein. 1993 besuchte Borchert viele Familien ein zweites Mal. Die Gegenüberstellung von Aufnahmen beider Serien beleuchtet nicht zuletzt die sozialen Veränderungen, die der Zusammenbruch der DDR mit sich brachte.

Christian Borchert:

Familienporträts. Fotografien 1973–1993

Herausgegeben von von Mathias Bertram und Jens Bove.

Leipzig: Lehmstedt, 2010. (Info)

 

 

Efraim Habermann, der mit seiner Familie dem nationalsozialistischen Terror nur knapp entkam, hat sich Berlin in den Jahren nach seiner Rückkehr mit der Kamera »zurückerobert«. Dabei war sein Blick auf die Stadt und ihre Menschen weder von Ressentiments noch von Sentimentalität geprägt. Ihn interessierte nicht das dokumentarische Abbild, sondern die ästhetische Komposition im Zusammenspiel von Stadt und Mensch. So entstanden Fotografien von großer formaler Strenge, Zurückhaltung und Stille. In seiner Arbeit gibt es keinen Zufall, alles ist arrangiert, zusammengehalten von einer durchdringenden Poesie. Kurz vor seinem 80. Geburtstag zieht ein Grandseigneur der Berliner Fotografie mit diesem Buch die Bilanz seines Schaffens.

Niemand hat Leipzig und die Leipziger so intensiv und über einen so langen Zeitraum hinweg mit der Kamera begleitet wie Roger und Renate Rössings. Dabei standen nie die »großen Ereignisse« im Mittelpunkt ihres Interesses. Sie fotografierten die Menschen in ihrem Alltag, auf den Straßen und Plätzen, in den Parks und an den Seen. So entstand eine Chronik dieser Stadt als Lebens­ort, ein poetisches Porträt ihrer Bewohner.Als im Frühjahr 2006 ihr Fotoband »Menschen in der Stadt« erschien, war er gleichsam ihr künstlerisches Testament der beiden. Nun liegt der seit Jahren vergriffene Band wieder vor – in einer erweiterten Neuausgabe, bereichert um viele neue wunderbare ­Fotografien aus dem Nachlass.

Roger und Renate Rössing:

Leipziger Impressionen

Fotografien 1946–1989.

Im Auftrag der Deutschen Fotothek herausgegeben von Mathias Bertram

und Mark Lehmstedt

Leipzig: Lehmstedt, 2013. (Info)

Norbert Bunge

Fotografien

Herausgegeben von Mathias Bertram

Leipzig: Lehmstedt, 2017. (Info)

 

Wer den Fotografien dieses Buches folgt, begibt sich auf eine über alle fünf Kontinente führende Weltreise, die zugleich eine Zeitreise von den frühen sechziger Jahren bis in die jüngste Vergangenheit ist. Dabei sind die aufgesuchten Orte so vielfältig, der Zeitraum der Beobachtungen so weitgespannt und die Eindrücke, die sie vom Leben in aller Welt vermitteln, so intensiv, dass man glauben könnte, eine Anthologie bekannter Fotografen in der Hand zu haben. Tatsächlich handelt es sich jedoch um die Bilanz der künstlerischen Arbeit des vielgereisten Berliner Fotografen Norbert Bunge, der bislang vor allem als Filmemacher und als Kurator von mehr als 100 Fotoausstellungen bekannt geworden ist. Mit seinen hier erstmals gesammelt publizierten Aufnahmen erweist er sich als sensibler Beobachter von Menschen und ihrer Lebensverhältnisse mit einem sicheren Sinn für klassische Bildkomposition.

Efraim Habermann:

Berliner Stilleben.

Fotografien 1975–2000

Herausgegeben von Manfred Carpentier
und Mathias Bertram

Leipzig: Lehmstedt, 2011. (Info)